In Österreich sind 947.000 Personen auf irgendeine Art und Weise in die Pflege und Betreuung einer/eines Angehörigen involviert (ohne Berücksichtigung der Anzahl pflegender Kinder und Jugendlicher – sogenannter Young Carers). 801.000 pflegende Angehörige betreuen ein Familienmitglied zu Hause und 146.000 Menschen kümmern sich um eine/einen Angehörigen in einer stationären Langzeitpflegeeinrichtung. (Quelle: Studie Angehörigenpflege in Österreich, BMASGK, 2018, Angehörigenpflege in Österreich (sozialministerium.at)
Der weitaus überwiegende Anteil an Hilfs-, Betreuungs- und Pflegeleistungen wird von Familienangehörigen erbracht. Davon werden 68% von Frauen übernommen, wobei der Alterschwerpunkt zwischen 51 bis 65 Jahren liegt. Das Durchschnittsalter aller Frauen liegt bei 62 Jahren. 68% der Hauptbetreuungspersonen gehen keiner unselbständigen Berufstätigkeit nach. (Quelle: BMASGK, Kompetenzzentrum Qualitätssicherung in der häuslichen Pflege 2022). Qualitätssicherung in der häuslichen Pflege (svs.at)
70% aller PflegegeldbezieherInnen werden von Angehörigen - teils mit Unterstützung von mobilen Diensten – zu Hause betreut. 8% nehmen eine 24-Stunden-Betreuung in Anspruch und 2% besuchen regelmäßig ein Tageszentrum für SeniorInnen. Dem gegenüber stehen 20% der hilfebedürftigen Menschen, die in einer stationären Einrichtung leben. Dies macht die Angehörigenpflege zum größten „Pflegedienst der Nation", ohne den die Betreuung von hilfebedürftigen Menschen zu Hause nicht möglich wäre (Quelle: BMSGPK, PFIF ‐ Pflegegeldinformation des Dachverbandes der österr. Sozialver-sicherungsträger (Jahresdurchschnitt Anspruchsberechtigte Personen Pflegegeld 2020), Sozialministeriumservice (24 HB Jahressumme Anzahl Förderfälle 2020), Land NÖ (24 HB Jahressumme Anzahl Förderfälle 2020) sowie Statistik Österreich (Jahressummen der Pflegedienstleistungsstatistik 2020))
Tendenziell sinkt die Zahl der (potenziell) pflegenden Angehörigen, die heute einen Großteil der Pflegeleistungen übernehmen (steigende Lebenserwartung, sinkende Kinderzahl, räumliche Mobilität). Die Belastungen konzentrieren sich in der Regel auf eine Person – die aber wiederum meist mehreren konkurrierenden Anforderungen ausgesetzt ist (die Berufstätigkeit erfordert zunehmendes Engagement und Flexibilität im Sinne des Arbeitsgebers, die eigene Kernfamilie fordert Aufmerksamkeit und Zeit, die persönliche Weiterentwicklung gehört zum heutigen Selbstbild und braucht ebenfalls Zeit und Energie).
Mehr als zwei Drittel der Frauen in Wien sind neben der Tätigkeit als pflegender Angehöriger auch berufstätig. Etwa 86,6% der informell pflegenden berufstätigen Personen sind älter als 40 Jahre. Neben der Erwerbstätigkeit widmen sich die Angehörigen 13 Stunden pro Woche der Pflege und Betreuung der hilfsbedürftigen älteren Personen. In 40% der Fälle wird dabei tägliche Betreuungsarbeit geleistet. (WU Wien – Forschungsinstitut für Altersökonomie, 2009, www.wu.ac.at/fileadmin/wu/d/ri/altersoekonomie/FB12009.pdf).
Nicht nur Erwachsene pflegen. Auch Kinder und Jugendliche befinden sich in der Situation einen Elternteil oder einen Bruder/ eine Schwester zu pflegen. Die Zahl der pflegenden Kinder und Jugendlichen, im Alter von 5-18 Jahren, beträgt 42.700. Das durchschnittliche Alter der pflegenden Kinder, die zu 70% weiblich sind, beträgt ca. 12,5 Jahre. (Quelle: Sozialpolitishe Studienreihe, Band 19: Einsicht in die Situation pflegender Kinder und Jugendlicher in Österreich, BMASK, 2012, 2014). Kinder und Jugendliche als pflegende Angehörige
Im Dezember 2021 hatten 467.275 Menschen Anspruch auf Pflegegeld. Rund die Hälfte der Anspruchsberechtigten waren älter als 81 Jahre, davon waren 72% weiblich. Der Jahresaufwand für das Pflegegeld für 2021 betrug rd. 2,74 Mrd. Euro. (Quelle: Österreichischer Pflegevorsorgebericht 2021, BMSGPK) Österreichischer Pflegevorsorgebericht 2021 (sozialministerium.at)
Der Großteil der pflegebedürftigen Personen bezieht ein Pflegegeld der unteren Stufen: Ende 2021 entfiel die Hälfte auf die Stufen 1 und 2, 19% der Bezieher:innen bezogen ein Pflegegeld der Stufe 3, der Rest entfiel auf die vier höheren Stufen. (Quelle: Österreichischer Pflegevorsorgebericht 2021 BMSGPK) Österreichischer Pflegevorsorgebericht 2021 (sozialministerium.at)
Etwa 130.000 ÖsterreicherInnen sind von einer demenziellen Beeinträchtigung betroffen. Durch die demografische Entwicklung und steigende Lebenserwartung ist anzunehmen, dass diese Zahl in den nächsten Jahren deutlich ansteigen wird. (Quelle: Österreichischer Demenzbericht 2014, BMG, BMASK, 2015)