Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Es sind die unauslöschlichen Ereignisse, die sie begleiten, die in Momenten auftauchen und wieder verschwinden. Welchen Einfluß hat Medizin, kann sie es verhindern oder heilen? Betroffene Menschen bleiben oft damit allein, außer sie finden oft durch Zufall professionelle Begleitung, die ihren „verwirrten Zustand" ernst nimmt und mit ihnen daran arbeiten kann, das Erlebte, das Delir oder die Halluzinationen zu bearbeiten.

Die Angst, die es ausgelöst hat, benennen zu dürfen und sie damit behutsam zu entschärfen ist der Weg, um sich damit auseinandersetzen zu können und nicht in diesen Bildern gefangen zu bleiben.

Dank dieses Buches von Renate Hadi und allen, die daran mitentwickelt, mitgearbeitet haben, ist es gelungen, das Thema Delir im AKH Wien auch im Pflegebereich zu einem Schwerpunkt zu machen. Sie hat über Jahre die Berichte von betroffenen Menschen gesammelt. Sie sind die wichtige Grundlage, um sich ein Bild davon machen zu können, wie es Menschen mit dieser oft schweren und nachhaltig wirkenden Situation ergangen ist.

Ein Delir ist nicht nur eine Alterserscheinung, auch wenn es im Alter häufiger auftritt, es betrifft in den unterschiedlichsten Situationen Menschen jeden Alters, auch Kinder, und es hinterläßt oft genug kognitive Beeinträchtigungen, die nachwirken.

Das Buch ist auch in den Händen von Menschen, die Laien sind, wertvoll, um davon informiert zu sein, was das Wort Delir bedeutet und in welchen Zuständen Menschen sich dabei befinden. Nur mit dem Wissen darum, wie sich ein Delir auswirkt, kann auch das Verständnis dafür wachsen und den Betroffenen Hilfe und Unterstützung angeboten werden, um sich bestmöglich im Rahmen einer strukturierten Pflege davon erholen zu können. Es ist eine hochkomplexe Form der Pflege, die viele Faktoren einbezieht, um die Betroffenen zu erreichen, ihnen zu helfen, aus dem Zustand mit Hilfe herauszukommen und – wenn auch vielleicht mit einer Einschränkung – ihr Leben wieder besser erleben zu können.

Der Dank gebührt allen, die an diesem Buch mitgearbeitet haben, ob professionelle Pflegekräfte, TherapeutInnen, FachmedizinerInnen und auch den vom Delir und Halluzinationen Betroffenen. Sie geben damit einer schwerwiegenden Störung und Erkrankung ein Gesicht. So kann es gelingen, dieser schwierigen, verstörenden Erkrankung gemeinsam zu begegnen und Betroffenen eine neue Perspektive für ihr Leben danach zu geben. 

Delir
Berichte von Betroffenen
Renate Hadi
Facultas Verlags- und Buchhandels AG 2023
159 Seiten
ISBN 978-3-7089-2333-8