04.10.2023
Hanna Fiedler - liebevolle Gedanken unserer Vizepräsidentin zum Thema Demenz
Es gibt Zeiten, an denen ich selbst unterschiedlich reagiere. Es gibt Tage, da bin ich so genervt von der dauernden Fragerei meine Mutter, dass ich sicher auch schon einmal sehr ungerecht war.
Wenn wir zum Beispiel irgendwo hingehen wollten, sollten oder mussten, begann die ganze Prozedur schon damit, dass sie mich mindestens dreimal fragte: "Wo gehen wir eigentlich hin?" Nach jeder meiner Antworten kam dann von ihr ein kleines, kaum hörbares: "Mhm - und wo gehen wir eigentlich hin?"
An einem heißen Tag, wie es heuer oft einmal der Fall war, und an dem mich auch meine Kinder schon den ganzen Tag mit Fragen nervten, war es mir oft nicht möglich, auf diese Frageschleifen meiner Mutter ruhig und höflich einzugehen.
Aber dann gab es auch andere Tage - und an die erinnere ich mich heute gerne. An einem Tag zum Beispiel, an dem wir wieder einmal auf dem Weg zu Ihrem Arzt waren, blieb Mama plötzlich stehen und fragte mich: "Sag stimmt das, dass wir jetzt zum Neurologen gehen?" Nachdem ich das bejaht hatte, grübelte sie vor ich hin. Kurze Zeit später schloss sie die Frage an: "Du, was macht man eigentlich bei so einem Neurologen, wofür ist der?" Ich versuchte ihr zu erklären, dass sie nicht viel tun müsste, bei diesem Arzt. Ich meinte, der Neurologe wäre eine Hilfe für Menschen, die unter Vergesslichkeit leiden. Ihr könne er vielleicht helfen, dass das nicht mehr so oft geschehen würde.
Plötzlich meinte sie ganz verzweifelt: "Aber ich hab' doch vergessen, was ich vergessen hab'."
Zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht anders als zu lachen, denn das war so typisch für ihre Art der Demenz.
Auf dem Weg zum Arzt hat sie mich dann auch noch immer wieder gefragt, wo wir jetzt eigentlich hingehen und ich habe geduldig immer wieder davon gesprochen, dass wir zum Arzt, zum Neurologen gehen würden.
Als wir dann endlich dort angekommen waren, blieb sie kurz stehen, schaute sich um und sagte: "Moment, ich glaub, da war ich schon einmal! Warum sagst du mir denn nicht, dass wir zum Arzt gehen?" Auch das war typisch für Sie in Ihrer Situation!
Solche Momente dieses seltsamen Humors haben mir oft geholfen, diese schwierigen Zeiten durchzustehen - und es war wichtig dabei zu erkennen, dass diese Herausforderungen mit Humor viel besser zu ertragen sind!
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