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Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

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Vier Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts gehen gemeinsam Hand in Hand

30.11.2023

Hanna Fiedler - liebevolle Gedanken unserer Vizepräsidentin zum Thema Demenz

 

An einem Tag im Frühjahr ging ich mit meinem Großvater im Park spazieren. Den ganzen Nachmittag schlenderten wir dahin. Meist wortlos. In solchen Situationen überlegte ich oft, ob er gerade die Ruhe und die Umgebung genießt - was er früher schon gern gemacht hat - oder ob er in seiner eigenen Welt, seine eigenen Erlebnisse denkt. Oft aber auch echauffiert er sich über die heutige Jugend. Dann beschwert er sich lauthals über Benehmen, Ansichten, Rücksichtslosigkeit und ich versuche meist, ihn zu beruhigen und die Umgebung zu beschwichtigen.

Die Jungen würden "heutzutage" nicht mehr arbeiten wollen. Sie würden sich auch beim Lernen keine Mühe geben. Und außerdem könnten sie alte Menschen nicht mehr schätzen oder gar achten, war seine Meinung. Ausgenommen davon werden von ihm natürlich diejenigen, die er kannte, erklärte er voller Euphorie.

Großvater konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr längere Zeit am Stück gehen, was uns dazu veranlasste, immer wieder eine kurze Pause auf einer Parkbank einzulegen. Als wir es uns wieder einmal auf so einer Sitzgelegenheit gemütlich gemacht hatten - es war direkt vor dem sogenannten Käfig, in dem ein paar Jugendliche sich zum Basketballspiel getroffen hatten - schaute er diesem Treiben eine ziemlich lange Weile aufmerksam, gespannt und interessiert zu. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich erkennen konnte, was die Jugendlichen hier getan haben. Er schien eher in seiner eigenen Welt zu sein. Oder sehr gezielt über irgendetwas nachzudenken.

In den letzten Monaten hatte ich gelernt, es auch auszuhalten, wenn es einmal ruhig und gedankenverloren zuging und ich mich nicht immer als Animateur aufdränge, der sich für alles zuständig fühlt. Vor allem, weil ich gesehen hatte, wie es Opa geht, wenn man ihn in seinen Gedanken unterbricht. Mit den Worten "Was?", "Nein, ja - was ist denn?", schaute er sich dann immer sehr verwirrt um. Deshalb ließ ich ihn auch diesmal in Ruhe.

Plötzlich schaute er mich mit klarem Blick an. Dann richtete er sein Augenmerk auf die spielenden Jugendlichen. Anschließend wieder zu mir. Plötzlich meinte er in voller Lautstärke. "Meine Güte, sind die jung. Ich frage mich, ob sie überhaupt schon geboren wurden!"

Und als ich das hörte, musste und ich mich sehr zurückhalten, um nicht lauthals zu lachen. Der Großvater bemerkte dies und trotzdem er mich in diesem Moment nicht als seinen Enkel zuordnen konnte, erklärte er mir schnell: "Lachen Sie doch ruhig, ich lach' doch auch."

Und so lachten wir beide gemeinsam und hatten einen netten Nachmittag. Der Humor lockerte unseren Spaziergang noch mehr auf. Gern denke ich an diese Zeit zurück.

Telefon: 0650/3238138
E-Mail: hanna.fiedler@ig-pflege.at